Kurs: Technik, Energie und Nachhaltigkeit | OnCourse UB

  • Lektion 2

    • Grünstrom - Ökostrom

      Ökostrom, Grünstrom oder Naturstrom beschreiben umgangssprachlich die elektrische Energie aus Erneuerbare-Energien-Anlagen (EE-Anlagen). Der Begriff ist nicht geschützt und bisher gibt es in Deutschland keine gesetzlich verankerte Definition. Der Handel mit Ökostrom wird aber seit 2002 in Europa durch ein Zertifikatesystem standardisiert.
    • Gütesiegel

      Reine EECS-Zertifikate sind noch keine Gütesiegel für hochwertigen Ökostrom. Auf dem europäischen und deutschen Markt existieren eine Fülle von Gütesiegeln, die Situation ist etwas unübersichtlich. 

      Herkunftsnachweisregister

      Nach der Erzeugung von Ökostrom wird der Herkunftsnachweis im deutschen Herkunftsnachweisregister (HKNR) des Umweltbundesamtes registriert. Nach dem Verkauf von Ökostrom an deutsche Verbraucher*innen wird er im HKNR entwertet, um den Doppelverkauf auszuschließen. Nutzer*innen des HKNRs sind ausschließlich Händler*innen, Stromlieferant*innen oder Anlagenbetreibende. Sie verwalten ihre Herkunftsnachweise über eine Kontoansicht. Die Registerverwaltung im Umweltbundesamt stellt Herkunftsnachweise aus, überträgt, importiert, exportiert und entwertet sie auf Antrag der Stromlieferant*innen (vgl.: Umweltbundesamt 2024). Das HKNR soll Doppelvermarktung und Greenwashing im Ökostrommarkt verhindern. Es bleibt für den Privatverbrauchenden unsichtbar. Diese haben laut §42 Energiewirtschaftsgesetz ein Anrecht auf Stromkennzeichnung. Zusätzlich werden seriöse Ökostromverkaufende ihr Produkt zusätzlich labeln.

      Auch die zahlreichen auf dem Markt befindlichen Gütesiegel sind jedoch keine Garantie für hochwertigen Ökostrom. Qualitätskriterien für hochwertigen Grünstrom, die in diesen Labeln Berücksichtigung finden, sind:

      • Der Ökostrom stammt zu 100 % aus Erneuerbaren Energien (Sonne, Wasser, Wind, Biomasse).
      • Der Ökostrom ist nicht nach EEG gefördert (mit steuerlichen Mitteln), damit wird eine Doppelvermarktung ausgeschlossen.
      • Das Produkt hat ein Ökostrom-Siegel und EECS-Zertifikat (z.B. Grüner-Strom-Label, Ok Power Label oder TÜV-Label).
      • Der Anbieter garantiert eine Extra-Förderung für den Energiewende-Ausbau, d.h. ein Teil des Stromhandels-Umsatzes wird in neue Anlagen und Projekte investiert.
      • Es handelt sich um einen unabhängigen Stromanbietenden.
      • Es sind Ökostromtestergebnisse von Bewertungsportalen ausgewiesen.

      Vom Umweltbundesamt empfohlen werden beispielsweise das Grüner Strom-Label und das Ok Power Label. Auch das TÜV-Nord und TÜV-Süd Siegel entspricht weitestgehend den Kriterien für einen hochwertigen Ökostrom.



      Ökostrom Label und Gütekriterien (Audio)
    • Strommix
      Der sogenannte Strommix in Deutschland gibt darüber Auskunft, wie hoch der Anteil Erneuerbarer Energien der gesamten Stromversorgung ist.
      Erneuerbare Energien lieferten 2023 bereits 59,8% der Nettostromerzeugung (260,7 TWh) (vgl.: Fraunhofer ISE Energy Charts 19.01.24). Bei Wind- und Solarstrom wurden 2023 neue Höchstwerte erzielt. Beim Ausbau der Erzeugungskapazitäten war der PV-Zubau mit 14 GW erstmals zweistellig und übertraf das Klimaschutzziel der Bundesregierung. Insgesamt verdoppelte sich von 2022 auf 2023 die installierte Batterieleistung auf 7,6 GW, die Batteriespeicherkapazität stieg auf 11,2 GWh. Die Leistung der deutschen Pumpspeicherwerke lag im Jahr 2023 bei rund 6 GW.



      (Grafik: ©Frauenhofer ISE/energy-charts.info, https://www.energy-charts.info/charts/energy_pie/chart.htm?l=de&c=DE&interval=year&year=2023)

      Die Grafik zeigt die Nettostromerzeugung aus Kraftwerken zur öffentlichen Stromversorgung im Jahr 2023. Nicht berücksichtigt ist der Selbstverbrauch von Solarstrom und die Erzeugung aus Kraftwerken von „Betrieben im verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden“, d.h. die industrielle Erzeugung für den Eigenverbrauch.

      Stromgestehungskosten (Audio)


      Das folgende Bild zeigt die Stromgestehungskosten Erneuerbare Energien mit Stand Juli 2024 (vgl.: Fraunhofer ISE 2024). In der Berechnung sind bereits zukunftsfähige Kraftwerke wie ein Gas- und Dampfkraftwerk (GuD) auf der Basis von regenerativ erzeugtem Methan (z.B. aus Power-to-Gas-Anlagen durch Wind- oder Solarstrom) als Ersatz für ein fossiles Gaskraftwerk. Die Stromgestehungskosten von Gasturbinen (GT), die im Jahr 2024 gebaut und 2035 von Erdgas auf Wasserstoff umgewidmet werden, werden auf 20,4 und 35,6 €Cent/kWh berechnet (vgl.: Fraunhofer ISE 2024).


      (Quelle: ©Frauenhofer ISE in Frauenhofer ISE (2024): Studie. Stromgestehungskosten Erneuerbare Energien Julie 2024, S.2 URL: https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/publications/studies/DE2024_ISE_Studie_Stromgestehungskosten_Erneuerbare_Energien.pdf)