Kurs: Technik, Energie und Nachhaltigkeit | OnCourse UB
Lektion 3
Herstellung einer Solarzelle und PV-Modul-Generationen
Die meisten Solarzellen weltweit werden auf der Basis des Halbleitermaterials Silizium hergestellt. Silizium ist das zweithäufigste chemische Element auf der Erde. Damit ist Silizium nicht knapp, aber die weltweite Produktion findet regional stark konzentriert statt. Damit verbunden sind hohe Preis- und Lieferrisiken auf dem Weltmarkt.
Silizium wird überwiegend aus Quarzkies gewonnen, der in Sandgruben oberflächlich abgetragen wird.
Silizium(dioxid)
Zur Gruppe der Quarzrohstoffe zählen natürliche mineralische Rohstoffe mit einem Siliziumdioxid (SiO2)-Gehalt im Allgemeinen > 95%. Quarzkies ist Siliziumdioxid in kristalliner Form. Diese enthalten 46% Silizium (Si) und 53% bimolekularen Sauerstoff (O2). Geeignete Quarzrohstoffe müssen > 99,5% SiO2, < 0,30% Aluminiumoxid (Al2O3), < 0,05% Eisenoxid (Fe2O3) und < 0,010% Titanoxid (TiO2) enthalten (DERA 2023). Wüsten- oder Sand von Meeresstrand eignet sich nicht für die Gewinnung.
Man unterscheidet technisches bzw. Rohsilizium mit 98 – 99% Reinheit und Reinstsilizium, welches für Anwendungen in der Photovoltaik eine Reinheit von mindestens 99,9999% und in der Elektronik (Chipherstellung) von mindestens 99,9999999% aufweisen muss.
Im Jahr 2022 beliefen sich Chinas Marktanteile bei der Produktion von Polysilizium und Siliziumwafern (dünne Scheiben aus Silizium) auf ca. 85%, bei Solarzellen auf knapp 60% und bei Solarmodulen auf ca. 70%. Ende 2023 fand 75% der Siliziumerzeugung in China statt, im Vergleich dazu erzeugt in Deutschland die einzige Siliziumhütte in Pocking (Bayern) nur 0,6% der Welterzeugung (vgl.: VDI, DERA 2023). Der weltweit zweitgrößte Produzent von Polysilizium ist die Wacker Chemie AG mit Produktionsstandorten in Deutschland in Burghausen/Bayern und Nünchritz/Sachsen.
Die
Produktion von Solarzellen ist sehr energieintensiv. Die Quarzrohstoffe müssen
zunächst auf eine Korngröße von 16-100 mm zerkleinert werden. Lediglich
Quarzrohstoffe wie Gangquarze, Quarzkiese, Quarzite sind aufgrund ihrer
Hohlräume geeignet. Quarzsand kommt deshalb nur bei der Glasproduktion zum
Einsatz.
In einem ersten Schritt werden in einem Elektrolichtbogenofen sehr
hohe Temperaturen eingestellt, rund 2.000° Celsius. Das Silizium wird karbothermisch
reduziert, d.h. unter Zugabe von Kohlenstoff (Kokskohle, Holzkohle,
Holzhackschnitzel) entsteht ein Reinheitsgrad von mind. 98,5% Silizium, das
sogenannte Rohsilizium. Aus dem Abstich des Ofens wird flüssiges Silizium mit
einer Temperatur von 1.600° Celsius entnommen, gereinigt, abgegossen und in
einem Tiegel erstarrt. Pro Tonne Rohsilizium wird rund 12 500 kWh Strom benötigt
(vgl.: VDI, DERA 2023).
Für den
Solarzellenbau bedarf es eines Rohstoffes mit einem noch höheren Reinheitsgrad
(polykristallin = Polysilizium, Reinheitsgrad 99.9%), hergestellt z.B. in einem
Wirbelschichtofen. Dieses geschieht überwiegend nach dem Siemens-Verfahren. Das
Rohsilizium wird gemahlen und mit Chlorwasserstoff behandelt und reagiert zu
Trichlorsilan, einer wasserklaren Flüssigkeit. Das Trichlorsilan wird destilliert,
anschließend in einem Glockenreaktor zersetzt und hochreines Silizium
abgeschieden. Das Endprodukt ist Polykristallin (genannt Polysilizium), der
Reinheitsgrad erhöht sich hierbei auf bis zu 99,9999%. Damit ist es als
Solarsilizium geeignet. Moderne Wirbelschichtreaktoren lassen heute den hohen Energieaufwand
des Siemens-Verfahrens reduzieren. Aus dem Polysilizium können bereits
Solarzellen hergestellt werden. Das hergestellte Polysilizium wird geschmolzen
und in quadratische Blöcke gegossen. Der geschmolzene Block wird in
quadratische Zylinder geschnitten und dann in dünne Scheiben (Wafer) zerlegt.
Für
Anwendungsbereiche in der Mikroelektronik kann eine weitere Veredlung durch die
Schmelze des Polysiliziums bei 1.420° Celsius erfolgen. In die Schmelze
wird ein Impfkristall als Stab (2 m lang, 30 cm dick) eingetaucht, und ähnlich
wie beim Kerzenziehen drehend herausgezogen (Czochralski-Verfahren). In die
Schmelzmasse kann gleichzeitig die später benötigte Verunreinigung (Bor,
Phosphor) eingebracht werden, um die Leitfähigkeit der später erzeugten
Halbleiterschichten für Chips oder Solarzellen zu erzeugen. Die abgekühlten
Stäbe werden später zu sogenannten Wafern in hauchdünne Scheiben (300 µm = 0,3
mm dünne Scheiben) geschnitten. Das Problem war bei dieser Herstellung bisher der hohe Sägerestabfall,
der zwischen 30-50% betragen kann. Mittlerweile gibt es serienreife
Recycling-Verfahren, sodass heute bei der Waferproduktion weniger Rohsilizium
verloren geht.
Arten von Solarzellen
Monokristalline Solarzellen werden im Herstellverfahren aus reinem Silizium gewonnen, das zu einem einzelnen Siliziumkristall (mono) herangezüchtet wird. Sie erreichen den höchsten Wirkungsgrad (25,6%) und
sind etwas teurer als polykristalline Solarzellen. Sie sind von der Farbgebung
einheitlich dunkel. Monokristalline Solarzellen werden aus Wafern
(einkristalline Siliziumscheiben) hergestellt, wie sie auch für die
Halbleiterherstellung verwendet werden.
Im Vergleich dazu sind polykristalline Solarzellen (bei der Herstellung entstehen bei der Siliziumverarbeitung eine Vielzahl (poly) von Kristallen)kostengünstiger herstellbar, aber im Wirkungsgrad etwas schlechter (20,8%). Sie
werden im Gießverfahren hergestellt und haben eine inhomogenere
Kristallstruktur. Sie sind durch eine hellere blaue Färbung erkennbar.
Bifaziale Solarmodule werden aus monokristallinen oder polykristallinen
Solarzellen gefertigt. Sie nutzen das Sonnenlicht von beiden Seiten und enthalten
zusätzlich eine transparente Rückseite, die aus einer Folie oder zweiten
Glasschicht bestehen kann. Wichtig ist ein heller Untergrund, der Rückstrahleffekt,
genannt Albedo, beeinflusst den Mehrertrag, der 15-25% betragen kann.
Dünnschichtsolarzellen werden
entweder aus amorphem Silizium, Cadmiumtellurid, Galliumarsenid, Kupfer-Indium-Selenid,
Kupfer-Gallium-Disulfid (CIGS) oder mikrokristallinem Silizium hergestellt. Die
Waferherstellung entfällt hier, das Material wird auf ein Trägermaterial (Glas,
Metall oder flexible Kunststoffe) aufgedampft (Hochvakuum- oder
Sprühverfahren). Die Schichtdicken betragen weniger als 1 µm. Die Vorteile von
Dünnschichtzellen liegen bei einer preiswerteren Fertigung,
Rohstoffersparnissen, hoher Ausbeute bei diffusem Licht, geringerem Gewicht und
ausbleibender Verluste bei Wärme. Nachteilig ist ihr geringer Wirkungsgrad von
nur 10 bis 13% (im Labor bis 18%), die schwierigere Recycelbarkeit mechanisch
nicht trennbarer Dünnschichten und die Schwermetallanteile einiger Zellentypen.
Farbstoffsolarzellen haben eine geringe Effizienz und Lebensdauer. Der photovoltaische Effekt wird hier auf der Basis der Dotierung mit organischen Farbstoffen erzeugt. Die dünnen Halbleiter-aktiven Schichten bieten den Vorteil des Fixierens auf flexiblen Oberflächen wie Kunststoff oder Textilien. Die Forschung und Entwicklung zu neuen Solarzellentypen lässt gegenwärtig noch nicht erkennen, ob und wann es einen relevanten Technologiesprung weg von den Solarzellen der ersten und zweiten Generation geben wird.
Herstellung einer Solarzelle
Im folgenden Video wird Ihnen die Herstellung einer Solarzelle noch einmal erläutert:
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