Kurs: Technik, Energie und Nachhaltigkeit | OnCourse UB
Lektion 3
Recyclebarkeit von Erneuerbaren Energieanlagen
Recycelbarkeit von Windkraftanlagen
Es können rund 85-90% einer Windenergieanlage recycelt werden (vgl.: Fraunhofer Institut für Chemische Technologie ICT, Institut für Abfallwirtschaft und Altlasten der TU Dresden).
Der feinkörnige Turmbeton eignet sich sehr gut für ein Betonrecycling,
der Stahl kann ebenfalls problemlos aus dem Beton separiert werden.
Das Recycling der Verbundmaterialien in Form der Rotorblätter und der Gondelmaterialabdeckung stellt bisher noch ein größeres Problem dar: Rotorblätter bestehen in der Regel aus faserverstärkten Kunststoffen sowie aus Harzen und Klebern.
Bei älteren Anlagen wurden größtenteils Glasfasern verwendet (GFK). Für Rotorblätter der jüngeren Generation werden auch Carbonfasern eingesetzt (CFK). Ein Großteil des Materials geht als Ersatzbrennstoff in die Zementindustrie, wobei das verbrennende Epoxidharz die Prozesswärme liefert und die Glasfasern die für die Zementherstellung notwendigen Zuschlagstoffe ersetzen. Größere Probleme bereitet die Verwertung der CFK-Segmente. Hier werden seit einigen Jahren spezielle Verfahren zur Faserrückgewinnung durch Pyrolyse erprobt (vgl.: Fachagentur Windenergie 2023).
Recycelbarkeit von Photovaltaik-Modulen
Zu entsorgende PV-Module fallen unter die
Elektronikschrottrücknahme. Die Europäische WEEE2-Richtlinie (EU-Richtlinie über Elektro- und Elektronik-Altgeräte) verpflichtet
Produzenten zur kostenlosen Rücknahme von Solarmodulen und kreiert somit
faktisch eine Photovoltaik Rücknahmepflicht. Die Photovoltaik Rücknahmepflicht
wurde in Deutschland 2015 in den Anwendungsbereich des ElektroG2 (Elektro Gesetz) aufgenommen. Bisher
wird aus alten PV-Silizium-Solarmodulen vor allem Glas und Aluminium
wiedergewonnen, das entspricht zusammen mehr als 80% der Modulmasse. Das Glas
hat aber eine mindere Qualität und findet bisher keine Verwertung für neue
Solarmodule. Das Recycling des Siliziums ist wegen der Energieintensität der
Primärsiliziumgewinnung (Schmelz-Reduktionsöfen mit 2.300° Celsius) von
großer Bedeutung, ebenso die Rückgewinnung von Silber (vgl. Abbildung).
PV-Modulhersteller und Forschungsinstitute haben in den letzten
Jahren eigene Verfahren zur PV-Modulrecycling entwickelt. Sie werden unterteilt
in physikalische, thermische (Pyrolyse-) und chemische Verfahren. Die größte Herausforderung
liegt in der Rückgewinnung von Materialien wie Silber, Zink, Tellurium, Indium
und Gallium, die gewichtsmäßig nur einen kleinen Teil der Solarzelle ausmachen.
So können nach der Entfernung des Metallrahmens und der Glasabdeckung rein
mechanisch Silizium-Bruchstücke hergestellt werden. Ein anschließendes
nasschemisches Ätzen ermöglicht die Abscheidung des Sekundärsiliziums, welches
für neue PV-Zellen wieder eingeschmolzen werden kann. Schwieriger gestaltet
sich das Recycling von Dünnschichtsolarzellen, zumal teilweise auch Schwermetalle
in den Solarzellen enthalten sind und die dünnen Schichten mechanisch nicht zu
trennen sind.
Abb: Distribution of mass and values in a silicon solar panel using the initial material feedstock (middle) and the recycling value (right). (Quelle:Peters, Ian Marius et al.(2024): Cradle-tocradle recycling in terawatt photovoltaics: A vision of perpetual utility, in:Joule, Volume 8, Issue 4, 899 - 912; open access article distributed under the terms of CC-BY)