Aus heutiger Sicht, 20 Jahre später, wurde damals dem Einweg-PET-Flaschensystem inklusive Pfand und Recycling die Tore geöffnet. Verfehlt wurde das Ziel, die Mehrwegsysteme in der Getränkeabfüllung durch die Einwegpfandpflicht zu stärken. Die Mehrweganteile sind bis heute weiter zurückgegangen.
Weitere klassische Anwendungsbereiche früher Ökobilanzen waren Windeln, Waschmittel und Recyclingpapier. Ökobilanzen werden auf freiwilliger Basis erstellt mit dem Ziel der Umweltproduktdeklaration für Marketingzwecke (nach ISO 14025) und auch, um sich am Markt mit ökologisch optimierten Produkten zu positionieren. Dieses sind meist große Unternehmen mit einer Nachhaltigkeitsabteilung und eigenem geschulten Personal, z.B. Automobilunternehmen, Reifenhersteller, Chemiekonzerne und Verpackungsmittelhersteller. Ökobilanzen werden ebenfalls für die Positionierung von Neuprodukten genutzt. Ein Beispiel ist die im Fraunhofer Institut für Umwelt- Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) erstellte Ökobilanz für den Reifenrecycler Pyrum Innovations, der über eine Pyrolyse, die zu den chemischen Recyclingverfahren für Kunststoffe gezählt wird, Recyclingöle und Black Carbon herstellt (vgl.: Maga, Aryan, Blomer 2023) und die Umweltwirkung seines Verfahrens zu anderen Reifenentsorgungsverfahren vergleicht.
Bedeutung von Ökobilanzen
Ökobilanzen und vor allem Carbon Footprint Analysen gewinnen
derzeit erheblich an Bedeutung. Das liegt daran, dass es in der EU erstmals
Berichtspflichten für große Unternehmen gibt, die unter anderen Carbon
Footprint Analysen einschließen. Der Hintergrund ist das Sustainable Finance
Framework der EU, bestehend aus der Corporate Sustainability Reporting
Directive (CSRD), der EU-Taxonomie und der Sustainable Finance Disclosure
Regulation (SFDR). Zunächst sollen die Grundlagen der Ökobilanzierung erläutert
werden.