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  • In der Diskussion um die Qualität von Forschungsvorhaben spielen Gütekriterien eine entscheidende Rolle. Diese Kriterien werden für die qualitative und quantitative Sozialforschung unterschiedlich formuliert, denn sie müssen den jeweiligen "Kennzeichen, Zielen, wissenschaftstheoretischen und methodologischen Ausgangspunkten Rechnung tragen" (Steinke 2017: 322).

    Für die qualitativ ausgerichtete Forschung gilt eine Vielzahl verschiedener Ansätze zur Formulierung von Gütekriterien.  Dieser Kurs folgt dem Ansatz von Ines Steinke (2017), die für die qualitative Forschung ein zweistufiges Kriteriensystem vorschlägt. In erster Instanz formuliert Steinke sogenannte Kernkriterien; diese werden in der untenstehenden Tabelle vorgestellt.  In zweiter Instanz wird eine Konkretisierung bzw. Modifizierung dieser Kriterien vor dem jeweiligen Untersuchungszusammenhang vorgeschlagen.



    Zur Vertiefung:  


    Steinke, I. (2017): Gütekriterien qualitativer Forschung. In: Uwe Flick, Ernst von Kardorff, Ines Steinke (Hrsg.): Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch, S. 319-331.


    Kernkriterien nach Ines Steinke (2017)


    Intersubjektive Nachvollziehbarkeit

    Im Gegensatz zur quantitativen Forschung ist es im Kontext qualitativer Ansätze nicht oder nur begrenzt möglich, im Sinne einer Standardisierung (intersubjektive) Überprüfbarkeit zu gewährleisten. Wohl aber sollen auch qualitative Studien und ihre Ergebnisse intersubjektiv nachvollziehbar sein. Dies lässt sich durch folgende Strategien erreichen:

    • Dokumentation des Forschungsprozesses,
    • Interpretation in Gruppen bzw. der Forschungsgemeinschaft,
    • Anwendung kodifizierter, also methodisch-systematisierter Verfahren.


    Intersubjektive Nachvollziehbarkeit

    Indikation des Forschungsprozesses

    Das Kriterium der Indikation geht über das Prinzip der Gegenstandsangemessenheit von methodischen Entscheidungen hinaus. Es bezieht sich auf den gesamten Forschungsprozess und zielt auf folgende Punkte ab:

    • Angemessenheit des qualitativen Vorgehens: Zielt die Forschungsfrage auf ein hypothesengenerierendes Verfahren ab?
    • Indikation der Methodenwahl: Erheben oder analysieren die gewählten Methoden das, was sie sollen? Sind Sie dem Gegenstand angemessen gewählt?
    • Regeln der Transkription bzw. Dokumentation: Sind diese angemessen zu leisten, sind sie les- und interpretierbar?
    • Samplingstrategie: Werden die Untersuchungsteilnehmer*innen, -situationen, - fälle sinnvoll ausgewählt?
    • Bewertungskriterien: Sind die für die jeweilige Untersuchung herangezogenen Gütekriterien dem Gegenstand, der Fragestellung und der Methode angemessen?

    Indikation des Forschungsprozesses

    Empirische Verankerung

    Die generierten Kodes, Kategorien, Modelle und Theorien sollten aus den Daten heraus entwickelt bzw. in ihnen verankert sein. 

    Empirische Verankerung


    Limitation

    Zu den entwickelten Kodes, Kategorien, Modellen und/ oder Theorien sollte eine Aussage über deren Reichweite und Grenzen formuliert werden können.

    Limitation

    Kohärenz

    Die entwickelten Kodes, Kategorien, Modellen und/ oder Theorien sollten widerspruchsfrei sein, auch hinsichtlich der Daten und Interpretationen. Abweichungen und offene Fragen sollten transparent gemacht werden.


    Kohärenz

    Relevanz

    Der pragmatische und praktische Nutzen der entwickelten Kodes, Kategorien, Modellen und/ oder Theorien sollte ersichtlich sein. Dazu zählen eine Beurteilung der Relevanz der Fragestellung ebenso wie die Formulierung des geleisteten Beitrags und die Einordnung in einen Gegenstandsbereich z.B. einer neuen Theorie.
    Auch Fragen nach neuen Deutungen und Erklärungen für eine Theorie oder ein Phänomen, Lösungsvorschläge für ein fokussiertes Problem, dem Transferpotential und die Überschaubarkeit der Theoriedarstellung gehören dazu.


    Relevanz

    Reflektierte Subjektivität

    Die qualitative Forschung richtet explizit einen Fokus auf das Forschungssubjekt und seine Auswirkung auf das Feld und den Forschungsprozess. Um das Kriterium der reflektierten Subjektivität zu bearbeiten, bieten sich folgende Fragen an:

    • Erfolgt eine Reflexion des Forschenden als Subjekt und seiner Rolle als Teil des (sozialen) Untersuchungsfeldes?
    • Werden persönliche Voraussetzungen, Vorannahmen und subjektive Theorien reflektiert?
    • Erfolgt eine Reflexion der Situation des (ersten) Feldkontaktes?
    • Wird die Beziehung zwischen dem Forschungssubjekt und den Untersuchungsteilnehmer*innen reflektiert? 

    Reflektierte Subjektivität