Lern- und Erkundungsziel von Lektion 2:
Nach Abschluss dieser Lektion haben Sie Ihre erste systemische Visualisierung durchgeführt und reflektiert. Im Fokus steht die systemische Erkundung eines persönlichen Themas und die damit verbundene praktische Anwendung der Methode der systemischen Visualisierung.
Das SDG 4 fokussiert Hochwertige Bildung und fordert „die Gewährleistung inklusiver, gleichberechtigter und hochwertiger Bildung und die Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle zu fördern“. Einen ausführlichen Überblick über SDG 4 finden Sie hier auf der Website des statistischen Bundesamts.
Vor diesem thematischen Hintergrund möchten wir Sie zu einer systemischen Visualisierungsübung einladen. Eine systemische Visualisierung stellt die Vorstufe zu einer Systemaufstellung da und ist damit eine geeignete erste Übung zum Einstieg in die Methode. Unter einer systemischen Visualisierung kann dabei eine dreidimensionale Darstellung eines Sachverhalts verstanden werden, die dabei unterstützt, komplexe Problem- und Entscheidungssituationen darzustellen, zu erörtern und die reflektieren.
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Diese Visualisierungsübungen unterstützen also das Verständnis für die Elemente komplexer Systeme und fördern damit die Fähigkeit des systemischen Denkens. Im Fokus stehen vor allem die Beziehungen zwischen den einzelnen Systemelementen: Wie wirkt ein Element auf ein anderes ein? Wie sind die Elemente miteinander verbunden?
Folgend finden Sie eine schrittweise Anleitung und beispielhafte Darstellungen zur Durchführung einer systemischen Visualisierung zu einer Fragestellung aus dem Kontext von SDG 4.
Weiterführende Informationen rund um die Methode der Systemischen Visualisierung finden Sie in: „Komplexe Systeme lesen“ (2018), Müller-Christ & Pijetlovic, S. 276 ff.
Ablauf der systemischen Visualisierung zum Thema „SDG 4: Hochwertige Bildung“:
Beispiel zur Definition von Elementen:
Beispielhaft orientiert an den Unterzielen von SDG 4 und den Ansätzen dieser Lehrveranstaltung, könnten wichtige Kriterien
a) Gleichberechtigte Teilhabe,
b) Vertrauensvolle Lernatmosphäre,
c) Hohes Bildungsniveau und
d) Innovative Lehrformate sein.
Denn den Unterzielen von SDG 4 nach, stellt die gleichberechtigte Schul- und Berufsausbildung unabhängig von Geschlecht oder Gruppenzugehörigkeit (Unterziele 4.1, 4.3, 4.5), sowie die qualifizierende Ausbildung von Lehrkräften, das Angebot von Stipendien und die Vermittlung von Kenntnissen über nachhaltige Lebensweisen, Menschenrechte oder Weltbürgerschaft (Unterziel 4.7) wichtige Kriterien zur Gewährleistung hochwertiger Bildung dar.
2. Das Bild Stück für Stück aufbauen: Stellen Sie sich nun max. vier Tassen mit Henkeln bereit und ordnen Sie jeder Tasse ein Stellvertretendenrolle zu (z.B. indem Sie farbige Post-its mit dem Namen des Elements auf die Tassen kleben). Der Henkel der Tasse symbolisiert jeweils die Blickrichtung des stellvertretenden Elements. Beginnen Sie nun, die Tassen nacheinander zu positionieren, um die folgende Fragestellung zu erörtern: „Wie sieht hochwertige Bildung für mich persönlich aus?“.
Parallel zum Aufbau des Raumbildes können Sie in Gedanken oder laut ausgesprochen die entstehenden Konstellationen erläutern. Berücksichtigen Sie bei der Positionierung auch bewusst die Blickrichtungen und Abstände der Elemente untereinander. Welche Elemente schauen sich an, welche sind eher voneinander abgewandt? Wer steht nah zusammen und welche Konstellation könnte sich daraus ergeben?
3. Die Tiefe des Raums explizit nutzen: Eine systemische Visualisierung im Raum hat den Vorteil, dass alle drei Dimensionen genutzt werden können. Nutzen Sie daher bewusst die Tiefe des Raums und positionieren Sie die Elemente im Vor- oder Hintergrund zueinander, oder platzieren Sie die Elemente nebeneinander, einander zu- oder abgewandt. Betrachten Sie dieses visualisierte System einmal ganz in Ruhe. Für eine intensivere Reflexion können Sie die Positionierungen der Elemente auch grafisch mit Stift und Papier visualisieren.
Hier finden Sie weitere Erläuterungen zur Bedeutung von möglichen Positionierungen der Systemelemente:
a) Schauen sich zwei Elemente direkt an (Tassenhenkel einander zugewandt), sind sie stark aufeinander bezogen. Sie stehen im Konflikt miteinander oder haben untereinander ein bestimmtes Anliegen zu klären.
b) Schaut nur ein Element auf ein anderes, welches wiederum wegschaut, handelt es sich um eine einseitige Beziehung: A richtet sich nach B aus (Tassenhenkel Richtung B), B richtet sich nach einem weiteren Element aus (Tassenhenkel nicht in Richtung A).
c) Die Hauptblickrichtung zeigt an, auf wen oder was sich ein Element bezieht (in Form einer gedachten geraden Linie vom Tassenhenkel aus). Dabei kann es andere Elemente im Blickfeld haben, sie aber nur am Rande wahrnehmen.
d) Je größer der Abstand zwischen den Elementen, desto größer die Perspektive der beiden. Großer Abstand kann auch eine schwache Beziehung andeuten.
e) Elemente schauen sich nicht an und haben keinen gemeinsamen Blickraum. Diese Elemente haben keine Beziehung zueinander oder lehnen eine Beziehung ab (Tassenhenkel voneinander abgewandt).
Weiterführende Informationen rund um die Bedeutung und Interpretation von Blickrichtungen und Abständen bei systemischen Visualisierungen in: „Komplexe Systeme lesen“ (2018), Müller-Christ & Pijetlovic, S. 278 ff.