Lern-/Erkundungsziel
von Lektion 1:
Nach dieser Lektion kennen Sie die beiden Formate der Systemaufstellung sowie der Systemorientierten Tiefenanalyse und können deren zentrale Aussagen wiedergeben.
Zusammenfassung: In Lektion 1 von Kapitel 5 erfolgt ein Überblick über ausgewählte Methoden zur Komplexitätsbewältigung im Rahmen von systemischer Arbeit. Es werden die Formate Systemaufstellung sowie die Systemorientierte Tiefenanalyse vorgestellt. Lektion 2 schließt mit der Methode der systemischen Visualisierungen an (auf Basis der Transverbalen Raumsprache).
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Eine systemische Methode zur Komplexitätsbewältigung sowie zum Erkenntnisgewinn ist die Systemaufstellung. Im Rahmen einer solchen Aufstellung ist es möglich, verschiedene vielfältige Kontexte eines Themas synchron im Raum präsent zu machen.
Dabei bringt eine Person ein bestimmtes Anliegen mit (z.B. eine Frage- oder Problemstellung), welche dann mithilfe einer Systemaufstellung visualisiert und erkundet wird. Dem Anliegengebenden kann somit ermöglicht werden, intuitiv zu neuen Erkenntnissen, Lösungsansätzen oder erkenntnisleitenden Thesen zu gelangen. Das arrangierte Zusammentreffen mehrerer Kontexte kann für die Beteiligten also neue Bilder und Ideen zum Verständnis des in der Aufstellung abgebildeten Systems anregen. Um das Thema und die daran beteiligten Kontexte im Raum wirksam werden zu lassen, werden Stellvertretende eingesetzt. Diese können durch Personen oder Objekte dargestellt werden. Mithilfe der Stellvertretenden kann eine Raumsprache innerhalb der Systemaufstellung geschaffen werden, die ein Zusammenspiel von menschlichen und nicht personalen Entitäten beobachtbar werden lässt. Besonders relevant für das Verständnis der Aufstellungsarbeit ist das Konzept der Kontexte.
Im Rahmen einer Systemaufstellung wird davon ausgegangen, dass die aufgestellten Elemente (verkörpert durch Stellvertretende) jeweils zueinander in Beziehung stehen – also in einem Kontext zueinander. Dabei wird meist angenommen, dass ein Element nicht zu in einem Kontext zu den anderen steht, sondern in vielen Kontexten präsent ist, die wiederum ineinander verschachtelt sind (siehe Kapitel 4, Holarchieprinzip). Für ein ganzheitliches Verständnis der Methode ist außerdem zu betonen, dass es sich bei Systemaufstellungen wie sie hier verstanden und definiert werden, um eine Methode im vorwissenschaftlichen Stadium handelt. Denn, wenn Wissenschaft nach den Kriterien ausgelegt wird 1) nach akzeptierten Methoden nachvollziehbare Erkenntnisse zu schaffen, die 2) Theorien bestätigen oder erweitern, dann sind Systemaufstellungen als Methode noch zu unbekannt und (trotz zunehmender Popularität) zu wenig akzeptiert. Bei dieser Methode stehen die erkundende Haltung und Offenheit im Zentrum der Bemühungen und nicht die Falsifizierung vorab getroffener Hypothesen.
Systemorientierte Tiefenanalyse komplexer Organisationsprobleme:
In ihrer Dissertation hat Violetta Neumann-Wolff das Verfahren der systemorientierten Tiefenanalyseverfahren im Kontext der Managementforschung entwickelt. Mithilfe dieses Verfahrens soll es ermöglicht werden, tiefliegende Problemursachen system- und kontextbezogen möglichst vollständig aufzudecken und dabei die impliziten Systemeigenschaften bzw. die organisationskulturellen Einflussfaktoren sowie Wechselwirkungen berücksichtigt werden.
Mit diesem Verfahren soll laut Neumann-Wolff ein strukturiertes und nachvollziehbares Vorgehen zur systemischen Analyse von komplexen Problemstellungen im Kontext von Organisationen zur Verfügung gestellt werden, in dessen Verlauf gezielt systemische (Reflexions-) Übungen eingesetzt werden um das organisationale Problem von einer Metaebene aus betrachten und bearbeiten zu können.