Kurs: Systemdenken und Nachhaltigkeit in Virtual Reality | OnCourse UB

  • Lektion 3

    • Einübung neuer Handlungsweisen & Rollen

      Die Nachhaltigkeitswissenschaft befasst sich zunehmend mit den komplexen sozialen Verantwortungsverhältnissen, die in Zeiten großer gesellschaftlicher Herausforderungen und tiefgreifender ökologischer Veränderungen, wie dem Übergang ins Anthropozän, eine zentrale Rolle spielen. Diese Veränderungen fordern nicht nur eine grundlegende Transformation der gesellschaftlichen Ordnung, sondern auch eine Neuausrichtung und Umgestaltung der Verantwortungsverhältnisse innerhalb dieser Ordnung. Die Reflexion über Verantwortung und ihre Zuweisung, insbesondere durch den Prozess der reflexiven Responsibilisierung, steht dabei im Mittelpunkt.

      Reflexive Responsibilisierung beschreibt den Prozess, durch den Verantwortung sichtbar gemacht und bestimmten Akteuren zugewiesen wird. Dieser Prozess ist besonders relevant, wenn es darum geht, bestehende Verantwortungsverhältnisse zu hinterfragen und neu zu konfigurieren. In politisch-öffentlichen Debatten werden diese Verantwortungsverhältnisse immer wieder neu ausgehandelt, wobei Technologie, Gemeinschaft und Institutionen oft als Mittel zur Entlastung dienen. Hierbei geht es darum, wer Verantwortung trägt, in welchem Umfang und wie diese Verantwortung in der Praxis umgesetzt wird.

      Visualisierung von sich verschiebenden Verantwortungsverhältnissen

      @DALL-E

      Verantwortungsverhältnisse stellen besondere normative Ordnungen dar, in denen festgelegt wird, welche Verantwortungszumutungen bestehen, wer sie wem gegenüber ausüben darf und welche Sanktionen bei Nicht-Einhaltung vorgesehen sind. Diese Ordnungen sind typischerweise stabil und tragen zur Aufrechterhaltung gesellschaftlicher Strukturen bei. Doch unter den Vorzeichen der großen gesellschaftlichen Herausforderungen, wie dem Leben im Anthropozän und der Notwendigkeit einer ‚großen Transformation‘, geraten diese Ordnungen in Bewegung. Die Stabilität, Reichweite und Prozessqualität dieser Verantwortungsverhältnisse stehen zunehmend auf dem Prüfstand. Diese 'Umordnungsarbeit' findet auf verschiedenen Ebenen statt und ist oft unsichtbar, obwohl sie weitreichende Auswirkungen auf die Art und Weise hat, wie Verantwortung in der Gesellschaft verteilt und wahrgenommen wird.


    • Bedeutungsperspektiven verändern: Wie alternative soziale Praktiken transformative Lernprozesse fördern können

      Die Ermöglichung transformativer Lernprozesse erfordert eine didaktische Herangehensweise, die über traditionelle Lehrmethoden hinausgeht und für Sie im ersten Moment ungewohnt erscheinen können. Diese ‚Ermöglichungs- & Immergenzdidaktik‘ zielt darauf, Sie als Lernende nicht durch direkte Anweisungen oder festgelegte Lernziele zu steuern, sondern Ihnen den Raum zu geben, ihre Lernprozesse selbstorganisiert zu gestalten.

      Ein zentrales Element dieses Ansatzes ist die Schaffung einer neuen sozialen Praxis. Nach Hodge (2014) konstruieren Lernende ihre Bedeutungsperspektiven als Repräsentationen ihrer impliziten Verständnisse, die primär ihre sozialen Praktiken strukturieren. Um transformative Lernprozesse zu ermöglichen, müssen diese Perspektiven verändert werden. Dies geschieht, indem Sie sich aktiv in neue soziale Praktiken hineinbegeben und dabei sowohl experimentelle und ungerichtete Erkundungen im virtuellen Raum als auch gezielte soziale Handlungen im Alltag ausprobieren und reflektieren. Diese verkörperten Erfahrungen, bei denen Sie selbst Teil von gesellschaftlichen Veränderungen werden und deren Wirksamkeit spüren, sind entscheidend, um tiefgreifende Veränderungen in Ihren Bedeutungsperspektiven zu bewirken.

      Kleine, alltägliche alternative Praktiken, wie der Kauf und die Teilhabe am Anbau biologischer, lokaler und veganer Nahrungsmittel oder das Experimentieren mit neuen Formen der Beteiligung in der Regionalentwicklung, können den Einstieg in transformative Lernprozesse repräsentieren (Lange, 2018, S. 295). Solche konkreten Handlungen tragen dazu bei, neue Bedeutungsperspektiven zu stabilisieren und langfristig zu verankern (Moyer et al., 2016, S. 323).

      Ein sensibler Umgang mit der Normativität, die dem Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung innewohnt, ist entscheidend. Es geht nicht darum, den ‚moralisch richtigen‘ Lebensstil zu bewerten oder Sie zu einer sogenannten ‚Ökodiktatur‘ zu erziehen, sondern vielmehr um eine kritisch-emanzipatorische Bildung, die Ihnen die Werkzeuge an die Hand gibt, Ihre eigenen Überzeugungen zu hinterfragen und fundierte Entscheidungen zu treffen (Vare & Scott, 2007).


    • Vom Lesen ins Handeln & Ausprobieren kommen!

      In der heutigen Zeit gewinnen gesellschaftliche Bewegungen und Initiativen, die sich für ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und gemeinschaftliche Verantwortung einsetzen, zunehmend an Bedeutung. Die nachfolgend aufgeführten Aktionsbündnisse und Projekte verfolgen unterschiedliche Ansätze und Logiken, bieten jedoch allesamt Möglichkeiten, aktiv zur Gestaltung einer zukunftsfähigen Gesellschaft beizutragen. In den folgenden Abschnitten werden beispielhafte Initiativen vorgestellt, die auf vielfältige Weise zeigen, wie nachhaltiges Handeln in den Alltag integriert werden kann. Sie reichen von Projekten im Bereich der solidarischen Landwirtschaft über alternative Wirtschaftsmodelle bis hin zu Tauschkreisen und gemeinschaftlich verwalteten Ressourcen.

      Eine Situation, die zeigt, wie eine Person im Alltag durch kleine Handlungen einen Wandel anstoßen kann.

      @DALL-E

      Ziel dieser Übersicht ist es, Sie dazu zu inspirieren, sich mit den verschiedenen Aktionsformen und deren Zielen auseinanderzusetzen. Diese Projekte arbeiten oft auf lokaler Ebene, und es lohnt sich, zu erkunden, welche ähnlichen Initiativen in der eigenen Region aktiv sind. So können Sie nicht nur erfahren, wie diese Gruppen und Projekte funktionieren, sondern auch darüber nachdenken, welche Aspekte Sie persönlich als spannend, relevant oder sogar als Handlungsanstoß empfinden.

      Wir möchten Sie ermutigen, sich auf die Suche nach solchen Initiativen in ihrer näheren Umgebung zu machen. Dies könnte durch ein unverbindliches Kennenlernen, etwa bei einem Besuch vor Ort, geschehen. Solche Begegnungen ermöglichen es, mit den engagierten Menschen in Kontakt zu treten, aus erster Hand zu erfahren, welche Ziele und Herausforderungen diese Projekte verfolgen, und sich ein eigenes Bild zu machen. Ein Austausch mit den Beteiligten kann spannende Einblicke in deren Arbeit geben und möglicherweise dazu motivieren, selbst aktiv zu werden.

      Denn nachhaltige Bildung bleibt oft abstrakt, wenn sie sich allein auf theoretisches Wissen beschränkt. Wirklich greifbar und lebendig wird sie erst durch konkrete Erfahrungen in der Praxis. Nur durch eigenes Handeln, die Auseinandersetzung mit den Realitäten vor Ort und das Mitwirken in der Gemeinschaft wird klar, wie tiefgreifend die Bedeutung nachhaltiger Projekte sein kann – für den Einzelnen, für die Gesellschaft und für unsere Zukunft. Wir ermutigen Sie daher den Schritt zu wagen, selbst Teil der Lösung zu werden. Nachhaltigkeit lernen wir am besten durch nachhaltiges Tun!

      Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass die auf den verlinkten Websites getroffenen Aussagen möglicherweise nicht die Ansichten der Virtuellen Akademie widerspiegeln. Die verlinkten Initiativen oder die Projekte dienen lediglich als ein regionales Beispiel. Wir möchten Sie dazu ermutigen, bei Interesse am grundsätzlichen Thema eigenständig nach weiteren Beispielen aus Ihrer Region zu suchen und die angesprochenen Initiativen stets kritisch zu betrachten und dahinterstehende Weltanschauungen eigenständig zu prüfen.

      Alternative Wirtschaftssysteme & Finanzmodelle

    • Visualisierung eines alternativen Wirtschaftssystems mit Regionalwährung, ethischem Investieren & Tauschkreisen.

      @DALL-E


      Nachhaltige Landwirtschaft & Ernährung


    • Visualisierung einer nachhaltigen Ernährung

      @DALL-E


      Gemeinschaftliches Handeln & Bürgerbeteiligung


    • Visualisierung von "Bürgerbeteiligung"

      @DALL-E


      Nachhaltiger Konsum & Ressourcenteilung


    • Visualisierung von "Nachhaltige Ressourcenteilung"

      @DALL-E


      Stadtökologie & Urbane Initiativen


    • Visualisierung von "Stadtökologie"

      @DALL-E


      Reparatur & Wiederverwendung


    • Visualisierung von "Reparatur & Wiederverwendung"

      @DALL-E


      Übung: Perfect Activist – Reflexion von unerfüllbaren Ansprüchen

      Zum Ende des Kapitels möchten wir Sie zu einer weiteren kurzen Übung einladen. Nehmen Sie sich einen Moment der Ruhe und denken Sie über die nachfolgenden Fragen nach. Machen Sie sich gerne Notizen.

      • Was kann die perfekte Aktivistin? Was kann der perfekte Aktivist? 
      • Was macht diese Person?
      • Woher kommt diese Person; was braucht sie?
      • Wovon und wofür lebt diese Person?
      • Wie ist die Person drauf?
      • Wie ist der Alltag dieser Person?
      • Was für Kleidung trägt die Person?
      • Wie ernährt sie sich?
      • Woher kommt ihr Wissen?
      • Wie verhält die Person sich gegenüber anderen?


      Visualisierung des "Perfekten Aktivisten"

      @DALL-E

      Betrachten Sie nun Ihre Notizen.