Schlimmer geht immer: Das Konzept der Kippelemente
Ein weiteres Konzept, das in Zusammenhang mit dem Anthropozän-Konzept und dem Planetare-Grenzen-Konzept entwickelt wurde, ist das Konzept der Kippelemente im Erdklimasystem (Climate Tipping Elements; Climate Tipping Points), auf das erstmals im dritten IPCC-Sachstandsbericht 2001 hingewiesen wurde. Das Konzept bezieht sich auf die im Planetare-Grenzen-Konzept beschriebene Unsicherheit und Gefahr, mit der die Menschheit durch das Verlassen von sicheren Handlungsspielräumen konfrontiert ist. Um dies zu verdeutlichen, kann man sich folgendes Bild vorstellen: Man lehnt eine Leiter an eine Hauswand und möchte möglichst „hoch hinaus“. Ist der Winkel zwischen Hauswand und oberem Winkel der Leiter groß, kann man gefahrlos auf die Leiter klettern. Möchte man höher kommen, muss man den Winkel verringern. Die Unsicherheit und Gefahr wächst, je geringer der Winkel ist. Irgendwann ist der Kipppunkt erreicht. Beim Hochsteigen kippt die Leiter und es entsteht großer Schaden an einem selbst und an der Leiter. Die Leiter ist derart zerbrochen, dass sie niemals wieder aufgestellt werden kann.
Dieses Forschungsfeld ist von vielen Unsicherheiten geprägt. Sicher erscheint nur Eines:
Zitat
“Given the potential for catastrophic impacts associated with climate system tipping points, missing the opportunity to implement such strategies could lead to immeasurable economic and ethical costs in the near-future.”
(OECD, 2022, S. 9)
Das Konzept der Kippelemente kann aber auch Grund zur Hoffnung bieten, wenn es auf soziale Dynamiken übertragen wird. Wie viel Hoffnung gerechtfertigt erscheint und ob doch sogar Grund für noch größere Sorgen besteht, wird in Lektion 5 diskutiert.