Ausflug in die Geologie
Um bewerten zu können, ob die Bezeichnung unseres Zeitalters als Anthropozän gerechtfertigt ist, bietet sich zunächst ein kurzer Ausflug in die Geologie an. Wie werden die verschiedenen Zeitabschnitte festgelegt? In erster Linie durch stratigraphische Verfahren, das heißt durch die Untersuchung von Gesteinsschichten. Durch relative Altersbestimmung (im einfachsten Fall liegt eine jüngere Schicht ungestört über einer älteren Schicht) und durch absolute Altersbestimmung (z. B. durch die Altersbestimmung von Fossilien) kann so die Erdgeschichte rekonstruiert werden.
(Bild: Teufelstisch Kreuzschichtung.jpg von Geolina163 auf wikimedia commons, Lizenz: CC-BY-SA 3.0)
Auf diese Weise wurde eine allgemein anerkannte geologische Zeitskala erstellt, die die Erdgeschichte in unterschiedliche Zeitabschnitte einteilt, z. B. in Äone (höchste Ebene, d. h. längste Zeitabschnitte) und in Epochen (niedrigere Ebene). Der erste Abschnitt, der von der Entstehung der Erde vor ca. 4,55 Milliarden bis ca. 4 Milliarden Jahre reicht, wird beispielsweise als Hadaikum bezeichnet. Danach folgen weitere große Zeitabschnitte (Äone), die wiederum in kleinere Zeitabschnitte unterteilt werden. Laut der geologischen Zeitskala befinden wir uns seit knapp 12.000 Jahren in der Epoche des Holozän. Oder vielmehr befanden wir uns, denn seit den 2000er-Jahren plädieren viele Wissenschaftler dafür, dass wir uns mittlerweile in der Epoche des Anthropozän befinden (z. B. Stehr & Storch, 2023).