Der menschengemachte Klimawandel: Ursachen, Effekte und Lösungswege
Kurs: Der menschengemachte Klimawandel: Ursachen, Effekte und Lösungswege | OnCourse UB
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Klimawandel, Klimakrise, Klimakatastrophe? Über eine schwierige Begriffswahl
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In der Einführung von Mojib Latif (siehe Kapitel 1) ist vor allem von Klimaveränderungen die Rede. Das ist ein neutraler Begriff, der vor allem in den Naturwissenschaften häufig verwendet wird, wenn ausschließlich atmosphärische Prozesse und ihre beobachtbaren Veränderungen beschrieben werden.
In diesem Kapitel geht es jedoch darum, die Klimaveränderungen als Teil von einem größeren System zu betrachten und auf die Rolle des Menschen in diesem System zu fokussieren. Deshalb erscheint der neutrale Begriff „Klimaveränderungen“ unangemessen.
(erstellt mit: Wortwolken.com)
Wenn durch den Menschen verursachte Klimaveränderungen beschrieben werden, wird am häufigsten der Begriff Klimawandel oder anthropogener, d. h. „menschengemachter“ Klimawandel verwendet. Der Begriff Klimawandel ist aber genaugenommen genau wie der Begriff Klimaerwärmung ein Euphemismus, denn wir assoziieren eher positive Dinge mit Wandel und Erwärmung, und wer möchte schon etwas gegen wohlige Wärme unternehmen? Deutlicher ist diesbezüglich der Begriff Klimaerhitzung. Hitze ist gemeinhin eher negativ konnotiert. Allerdings fokussiert der Begriff wiederum nur auf das Klimasystem, der Mensch als Verursachender und Leidtragender bleibt außen vor.
In den Medien ist häufig von der globalen Klimaherausforderung die Rede, wenn die Klimaerhitzung aus anthropozentrischer (Mensch als Mittelpunkt) Perspektive beschrieben wird. Dieser Begriff weist darauf hin, dass die Klimaerhitzung einen herausfordernden Einfluss auf die Menschheit hat. Das klingt einigermaßen optimistisch, denn Menschen fordern sich gerne heraus, weil man eine Herausforderung meistens meistern kann.
Immer häufiger wird derzeit der Begriff Klimakatastrophe verwendet. Vielleicht ist dieser Begriff der passendste, denn eine Katastrophe drückt ein folgenreiches Unglück aus, und genau das ist die Klimaerhitzung aus anthropozentrischer Perspektive.
Wohlgemerkt:
Wirklich nur aus anthropozentrischer Perspektive, denn für die Kryosphäre (Gesamtheit der festen Wassermassen) beispielsweise wirkt sich die Klimaerhitzung nicht katastrophal aus, wenngleich schmelzende Schneemänner und Schneefrauen durchaus erschütternde Gefühle bei Menschen auslösen können.
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In diesem Kapitel wird jedoch der Begriff Klimakrise verwendet. Dieser Begriff erscheint vielen zumindest auf den zweiten Blick zu optimistisch oder besser zu realitätsfern. Denn im lateinischen Wortstamm von Krise steckt ein Höhe- oder Wendepunkt, mit anderen Worten etwas Vorübergehendes. Die Klimaerhitzung wird aber nicht vorübergehen, zumindest nicht in den nächsten Generationen und wahrscheinlich auch nicht in den nächsten Jahrhunderten. Mit Krise im Sinne von Wendepunkt kann deshalb höchstens eine Anpassung an die bereits heute katastrophalen Auswirkungen der Klimaerhitzung und die Abmilderung der katastrophalen Folgen in der Zukunft sein.
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Obwohl der Begriff Klimakrise kritisiert werden kann, wird er in diesem und im folgenden Kapitel verwendet, denn dadurch kann eine Verbindung zum Konstrukt der Multiplen Krise (siehe Kapitel 3) hergestellt werden. Der Begriff Multiple Krise kommt ursprünglich aus den Wirtschaftswissenschaften. In diesem und im folgenden Kapitel wird er als Übergriff für die sich wechselseitig beeinflussenden Krisen der unterschiedlichen Geosphären verwendet, wie z. B. die Klimakrise innerhalb der Atmosphäre, die Biodiversitätskrise innerhalb der Biosphäre und die Armutskrise innerhalb der Anthroposphäre. Vorerst geht es jedoch um ein besseres Verständnis der Wechselwirkungen im Erdsystem.
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