Kurs: Systemdenken und Nachhaltigkeit in Virtual Reality | OnCourse UB
Lektion 2
Ein normativer Kompass für die digitalisierte Nachhaltigkeitsgesellschaft
Da die digitale Entwicklung auch Herausforderungen für die Gestaltung von Schutzräumen und die Ausübung von Grund- und Menschenrechten mit sich bringt, sind hier Grenzziehungen notwendig. Potenzielle Gefährdungen der Menschenwürde bestehen z. B. in Big Data, KI, Massenüberwachung, dem Einsatz von Algorithmen, der Vorhersage und Steuerung von menschlichem Verhalten, der Mensch-Maschine-Verschmelzung und Machtkonzentrationen bei privaten Unternehmen. Die Unantastbarkeit der Menschenwürde wird deshalb von der WBGU explizit als Maxime für die nachhaltige Gestaltung der Digitalisierung herausgestellt. Menschenwürde ist nicht ohne den Erhalt natürlicher Lebensgrundlagen, gesellschaftliche Teilhabe und den Schutz der Eigenart des Individuums möglich. Die Transformation zur Nachhaltigkeit in einer digitalisierten Gesellschaft muss sich innerhalb der Balance dieser drei Dimensionen bewegen:
Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen: Planetarische Grenzen berücksichtigen und lokale Umweltprobleme vermeiden und lösen. Eine globale Einschätzung der Auswirkung von Digitalisierung auf Ressourcen- und Energieverbrauch ist derzeit aufgrund der schwierigen Datenlage nicht möglich. Digitalisierung soll einerseits zum Erhalt der natürlichen Lebensgrundlage beitragen und andererseits muss verhindert werden, dass die Digitalisierung ökologische Krisen noch verstärkt.
Teilhabe: Alle Menschen sollten die gleichen Chancen haben, sich gesellschaftlich einzubringen und zu verwirklichen. In Bezug auf die Digitalisierung schließt die Teilhabe auch einen gleichwertigen Zugang zu sicheren Informations- und Kommunikationstechnologien ein, die letztendlich auch die politische und ökonomische Teilhabe beeinflussen. Bedingungen für Mündigkeit, Informationsfreiheit, digitale Kompetenz, Selbstbestimmung und Souveränität müssen gewährleistet sein, um auch im Digitalen Zeitalter die Welt erkennen und gestalten zu können. Sind diese Bedingungen nicht gewährleitet, könnte es zu einer Marginalisierung von Menschen kommen, die keinen gleichwertigen Zugang zu diesen substanziellen Voraussetzungen haben.
Eigenart: Vielfalt muss als wertvolle Ressource für Transformation und als Bedingung für Wohlbefinden und Lebensqualität angesehen werden.
Abbildung 2: Normativer Kompass für ein nachhaltiges Digitales Zeitalter (Quelle: eigene Darstellung VAN (2024), angelehnt an WBGU (2019), S. 42).