Kurs: Der menschengemachte Klimawandel: Ursachen, Effekte und Lösungswege | OnCourse UB
Lektion 4
Wie können wir uns engagieren? - Formen von Aktivismus
Wenn wir von Klimaaktivismus sprechen, gibt es viele verschiedene Formen. Der größte Unterschied liegt darin, wo der Aktivismus stattfindet. In diesem Abschnitt sprechen wir über Aktivismusformen, die vor allem hier in Deutschland stattfinden, also einem LAPA-Land. Auch hier gibt es große Unterschiede in der Radikalität des Aktivismus sowie den verschiedenen Arten und Zielen, die jeweils dahinterstecken.
Die verschiedenen Formen von Aktivismus bewegen sich auf einem großen Feld von Intensität, Commitment, Adressat:in und Ziel.
Verschiedene Aktivismusformen basieren auf unterschiedlichen Grundlagen, was die Adressat:in, den Wirkungsradius, das Ziel und das Commitment betrifft. Alles gleichzeitig abzudecken oder aufzufangen ist schwierig. Deswegen macht es Sinn, sich Gedanken zu machen, was man leisten kann und worauf man sich fokussieren will.
Wenn ihr selbst aktiv werden oder bleiben möchtet, ist es hilfreich, wenn ihr euch folgende Fragen stellt:
Was sind eure Ziele? Und wie möchtet ihr sie erreichen? Sucht euch eine Gruppe, die zu euch passt oder gründet eine eigene.
Die meisten aktivistischen Kämpfe dauern lange. Deswegen ist es wichtig, dass euer Aktivismus nachhaltig ist. Also dass ihr ihn möglichst lange und konstant durchführen könnt. Welche Kapazitäten habt ihr? Welche Erfahrung? Wobei braucht ihr Unterstützung?
Aktivismus
im Generellen hat Grenzen. Viele Projekte verändern nur Kleinigkeiten in einem
System, das eigentlich als großes Ganzes überarbeitet werden müsste. Vieles
kann nur durch bundesweite Politik verändert werden. Aber die Zeit wird immer
knapper! Es ist nicht wie ein dreckiges Badezimmer, das man putzt und dann ist
es sauber. Man erntet selten die Früchte der vielen Bäume, die man versucht zu
pflanzen.
Im Aktivismus kommen Ergebnisse oft schleichend, sie dauern
und Erfolge sind häufig nur kleine Schritte auf einem langen
Weg. Gleichzeitig wird die Lage immer brenzliger, denn die Auswirkungen
der Klimakrise sind schon lange für MAPA zu bemerken und erreichen langsam aber
sicher auch andere Regionen wie Europa. Das alles kann frustrieren und traurig
machen. Die Klimakrise ist, sobald man sich einmal mit ihr
auseinandergesetzt hat, überfordernd und es gibt kein Allheilmittel.
Gleichzeitig gäbe es immer etwas zu tun!
Sich emotional auch mal zu distanzieren, sich Pausen zu
gönnen und das Studium mehr oder weniger weiter zu verfolgen, sind wichtige
Maßnahmen, um die psychische Belastung des Aktivismus so gering wie möglich zu
halten. Gleichzeitig sind wir uns bewusst, dass dies ein Privileg ist. Denn es
gibt viele Menschen, deren Lebensgrundlagen schon heute von den vielen Krisen
zerstört werden.
Es sind nicht nur Menschen gefragt, die im Rampenlicht stehen. Hinter dem Rampenlicht steckt oft ein ganzes Netzwerk. Nicht nur die Aktion selbst ist wichtig, sondern auch der Support. Wenn ihr beispielsweise…
Psychologie studiert, könnt ihr Aktivist*innen bei ihren psychischen Herausforderungen Unterstützung anbieten.
Jura studiert, könnt ihr rechtliche Unterstützung leisten, zum Beispiel, wenn Menschen aus der Aktion in Schwierigkeiten mit der Polizei kommen oder wenn sie Anfeindungen ausgesetzt sind.
vertraut seid mit Veranstaltungstechnik, könnt ihr euch um die Bühne bei einer Demonstration kümmern.
Gruppendynamiken gut durchschauen könnt, könnt ihr in einer aktivistischen Gruppe auf gute Kommunikation achten und Konflikte vermeiden oder bewältigen helfen.
Expertise zu einem inhaltlichen Thema der Bewegung habt (wie z.B. erneuerbare Energien, Wirtschaftssysteme, Gesellschaftsdynamiken, Politische Entscheidungswege…), könnt ihr euch in Strategie- und Forderungsentwicklung einbringen.
Design und Mediengestaltung liebt, könnt ihr euch um den Social Media Auftritt eurer Gruppe kümmern.
Es ist hilfreich,
basisdemokratisch zu arbeiten und Hierarchien flach zu halten, dass also
niemand mehr zu sagen hat als andere. Dieses Konzept betrifft auch
Wissenshierarchien, also dass vermieden wird, dass eine Person oder
Personengruppe deutlich mehr weiß als andere. Natürlich haben manche
Aktivist:innen in manchen Bereichen mehr Wissen oder Erfahrungen als andere,
aber durch sogenanntes "Skillsharing", also dem Weitergeben von
Informationen und Kompetenzen, kann man diese flachen Hierarchien etablieren
und aufrechterhalten. So wird beispielsweise auch ein direkter Einstieg neuer
Leute möglich.
Aber auch unabhängig davon ist es immer gerne gesehen, wenn ihr auf Demos mitlauft und Sprüche ruft oder im Plenum das Protokoll schreibt.
Genug der Beispiele, es ist hoffentlich klargeworden, was unser Anliegen ist. Also, was könnt ihr?