In Vorbereitung auf die systemische Übung in VR, die Sie zum SDG 9
durchführen werden, finden Sie hier zunächst eine Übersicht über die Bedeutung
von Irritationsmomenten im Kontext systemischer Erkundungsarbeit und wie sich
diese kognitionspsychologisch einordnen lassen.
Irritationsmomente spielen
bei der systemischen Erkundung von komplexen Fragestellungen oder
Entscheidungen eine besondere Rolle. Um zu verstehen, warum genau diesen
Prozessen so viel Bedeutung beigemessen wird, lohnt es sich
kognitionspsychologische Theorien zur menschlichen Informationsverarbeitung,
-interpretation, und -erinnerung zu betrachten. Die „Soziale Kognition
beschreibt das menschliche Denken über sich selbst und die eigene soziale
Welt.“[1]
Entsprechend der Theorie der
sozialen Kognition, beeinflussen gemachte Erfahrungen die mentale
Repräsentation von Schemata, welche allgemeingültige mentale Wissensstrukturen
über Objekte und Konzepte darstellen. Aus diesen allgemeingültigen Schemata
setzt das Gehirn Skripte für Handlungsmuster zusammen oder nutzt sie als
Grundlage zur Entwicklung von individuellen Einstellungen. Vorhandene mentale
Schemata beeinflussen wiederum die Bildung von Erwartungen, welche die
Verarbeitung von Informationen maßgeblich beeinflussen. Das menschliche Gehirn
strebt nach Komplexitätsreduktion und sucht nach Mustern, daher zieht es
bekannte Schemata zur Informationsverarbeitung heran. Siehe dazu auch
Kapitel 2, Lektion 2.
Menschliche Denkprozesse,
entsprechend der Theorie der Sozialen Kognition, können entweder automatisch
oder kontrolliert erfolgen. Dabei beinhaltet kontrolliertes Denken bewusste,
absichtsvolle Prozesse, die aber mit erhöhtem Zeit- und Energieaufwand verbunden
sind. Automatisierte Denkprozesse hingegen erfolgen unbewusst, unabsichtlich
und erleichtern daher die Informationsaufnahme und -verarbeitung. Neben der
Theorie der sozialen Kognition bestehen noch weitere Theorien im Zusammenhang
mit kontrollierten und automatischen Denkprozessen. Eine weitere für die
Wirkungsweise systemischer Erkundungsarbeit relevante Theorie soll hier genannt
werden.
[1]
Greitemeyer (2021): S. 45