Kurs: Der menschengemachte Klimawandel: Ursachen, Effekte und Lösungswege | OnCourse UB

  • Lektion 2

    • Grundlagen

      In dieser Lektion beschäftigen wir uns mit der Frage, wie wir durch unsere Investments für mehr Klimaschutz („Impact“) sorgen können. Es gibt zwei Gruppen, die für notwendige Impacts sorgen: 

      • Investor:innen und
      • Unternehmen.

    • Aktionen von Investor:innen 

      In dieser Lektion wollen wir uns mit den Aktionen von Investor:innen (nachfolgend: Personen) auseinandersetzen. Die Personen können Einfluss auf das Unternehmen nehmen, um entweder die Quantität oder die Qualität der Produkte zu ändern.

      Beispiel: Solarzellenhersteller

      Nehmen wir als Beispiel ein Unternehmen, das Solarzellen herstellt. Uns interessieren die Auswirkungen auf die globalen CO2-Emmissionen pro Jahr. Schauen wir uns die mögliche Einflussnahme von Personen Schritt für Schritt an.

      Der Umfang der Tätigkeit des Unternehmens wird in produzierten Solarmodulen gemessen, und die Qualität der Tätigkeit des Unternehmens wird durch die durchschnittliche Einsparung von CO2-Emmissionen mit jedem produzierten Modul angegeben.

      Nehmen wir an, das Unternehmen verkauft 10.000 Panels pro Jahr, von denen jedes während seines Lebenszyklus drei Tonnen CO2- Emissionen vermeidet. Dann beläuft sich der Einfluss des Unternehmens auf 30.000 Tonnen vermiedener CO2-Emmissionen pro Jahr.

      Betrachten wir nun eine Investition in diesen Solarmodulhersteller. Die Aktivität einer Person kann in Form von investierten Dollars gemessen werden, und wir nehmen an, dass eine Investition von 10 Millionen US-Dollar in das Eigenkapital des Unternehmens getätigt wurde. 

      Nehmen wir an, dass diese Investition es dem Unternehmen ermöglicht, seine Aktivitäten, in diesem Fall die Produktion von Solarzellen, um 10% zu steigern. Infolgedessen erhöht sich der Einfluss des Unternehmens um 10%, was einen Einfluss des Investors von 3.000 Tonnen vermiedener CO2-Emmissionen ergibt.

      Alternativ kann die Person, die hinter dieser Investition steht, den mit seiner Beteiligung verbundenen Einfluss nutzen, um die Qualität der Unternehmenstätigkeit zu verbessern. Die Person kann beispielsweise die Unternehmensleitung davon überzeugen, alte Solarmodule zu recyceln, wodurch die vermiedenen CO2- Emmissionen pro Modul um 10% steigen. Auch hier erhöht sich der Einfluss des Unternehmens um 10%, so dass die Person einen Einfluss von 3.000 Tonnen vermiedener CO2-Emmissionen erzielt.

      Welche Aktivitäten können Personen ergreifen, um Einfluss auf das Unternehmen zu auszuüben? 

      Wie die Grafik oben in dieser Lektion schon zeigte, können wir die Aktivitäten, mit denen wir Einfluss auf ein Unternehmen ausüben können, grundsätzlich in drei Felder unterteilen:

      Die Entfaltung der Aktivitäten durch Kapitalallokation wird Gegenstand der Lektionen 4 und vor allem 5 sein. In der Lektion 4 und 5 werden wir modelltheoretisch sehen, wie die Investitionen von Personen mit Vorliebe für grüne Investments (nachfolgend: Assets) die Preise erhöhen und die erwarteten Renditen senken.

      Assets = grüne Investments


      Aus der Sicht der Unternehmen ist dies ein äußerst wünschenswertes Ergebnis, denn für umweltfreundliche Unternehmen sinken die Finanzierungskosten und folglich können sie sich günstiger das notwendige Geld beschaffen, um neue grüne Projekte zu finanzieren. Da wir alle einer Budget-Restriktion unterliegen, können wir nicht beliebig viel Geld investieren und werden daher weniger oder gar nicht in braune Assets (Öl, Kohle) investieren. Daher fallen die Nachfrage nach diesen brauen Assets und ihre Preise fallen ebenfalls – ihre erwarteten Renditen steigen. Verkürzt dargestellt, wird das zentrale Ergebnis der Lektion 6 sein, dass wir die Assets von grünen Unternehmen kaufen oder die Assets von braunen Unternehmen verkaufen und diesen Unternehmen unsere Unterstützung verweigern können.

      Unter ESG versteht man die Berücksichtigung von Kriterien aus den Bereichen Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance).

      Engagement bezieht sich auf Aktivitäten, die darauf abzielen, die ESG-Praktiken von Unternehmen zu ändern. Diese Aktivitäten werden oft als "Voice" (Mitsprache) bezeichnet. Dazu gehören das Recht,

      • auf Jahreshauptversammlungen über Anträge abzustimmen,
      • Diskussionen bei informellen Treffen mit der Geschäftsleitung zu führen,
      • Kritik an Unternehmenspraktiken in den Medien zu üben sowie
      • mit dem Verkauf der Vermögenswerte des Unternehmens zu drohen.

      Indirekte Maßnahmen umfassen eine Reihe von Wirkungsmechanismen, bei denen sich die Aktivitäten von Personen nicht direkt auf die Aktivitäten des Unternehmens auswirken, sondern bei denen die Aktivitäten Dritte beeinflussen, die wiederum die Aktivitäten des Unternehmens beeinflussen. 

      Beispiele:

      • Stigmatisierung: Diese Stigmatisierung bezieht sich auf eine Person, die das Image eines Unternehmens in der Öffentlichkeit beschmutzt.
      • Befürwortung: Diese bezieht sich auf eine Person, die die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens befürwortet und fördert.
      • Benchmarking: Dies bezieht sich auf Ratingagenturen, die die ESG-Leistung eines Unternehmens messen und bewerten.


      Wirkung unseres Impacts 

      Unseren Impact können wir auch nach der erzielten Wirkung auf das angestrebte Ziel, z.B. Klimaschutz, unterteilen. Die folgende Grafik zeigt eine derartige Unterteilung und die dazugehörigen Wirkungsklassen:


      Die Wirkungskanäle (links) werden nach dem Grad der transformativen Wirkung auf die Unternehmen unterteilt. Dabei unterscheiden wir zwischen indirekten transformativen Wirkungen, direkten transformativen Wirkungen über Renditeverzicht und direkten transformativen Wirkungen über die Transformation von Unternehmen.

      Beispiele

      Für eine bessere Vorstellung unserer Möglichkeiten auf den Klimaschutz durch unsere Investments wollen wir uns vier konkrete (dennoch fiktive) Beispiel-Investments und ihre Wirkungen auf die Nachhaltigkeit ansehen. Im Anschluss daran finden Sie einige Quiz-Fragen, die sich auf diese Beispiele beziehen.

    • Weiterführende Fragen

      Wenn Sie sich tiefergehender mit den Inhalten dieser Lektion beschäftigen möchten, stellen Sie sich doch zum Beispiel einmal die folgenden Fragen:

      1. Welche Gruppen von Finanzinstrumenten gibt es, um grüne Investments und die Nachhaltigkeit zu fördern? Unterteilen Sie diese in die Wirkungsgrade und Impact-Klassen nach Wilkens und Klein (2021). 
      2. Welche theoretischen Gründe sprechen für ein Engagement als die geeignetste Maßnahme, um Impact zu erzeugen. Tipp: Anregungen finden sich vor allem bei Hirschmann (1970).

      Zugrundeliegende und weiterführende Literaturhinweise

      Die theoretischen Grundlagen für diese Lektion bieten die folgenden Werke:

      • Admati A. R., Pfleiderer P. (2009). The “Wall Street Walk” and shareholder activism: Exit as a form of voice. Review of Financial Studies, 22(7), 2645-2685. 
      • Kölbel, J. F., Heeb, F., Paetzold, F., & Busch, T. (2020). Can sustainable investing save the world? Reviewing the mechanisms of investor impact. Organization & Environment, 33(4), 554-57.
      • Wilkens, M., & Klein, C. (2021). Welche transformativen Wirkungen können nachhaltige Geldanlagen durch Verbraucherinnen und Verbraucher haben? Gutachten für den Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).
      • Morgenstern, K. (2020). Wie halten es die Anleger mit der Nachhaltigkeit? Deutsches Institut Für Altersvorsorge, o. V., 1–72. 
      • Gunnar Friede, Timo Busch & Alexander Bassen (2015). ESG and financial performance: aggregated evidence from more than 2000 empirical studies, Journal of Sustainable Finance & Investment, 5:4, 210-233.
      • Hirschmann, A. O. (1970). Exit, Voice, and Loyalty: Responses to Decline in Firms, Organizations, and States. Harvard University Press: Cambridge, MA.
      • McCahery J. A., Sautner Z., Starks L. T. (2016). Behind the scenes: The corporate governance preferences of institutional investors. Journal of Finance, 71(6), 2905-2932.